Nun ist es offiziell: An der Feldschneise im hessischen Staatswald, auf einem der drei neuerdings eingezäunten Areale zwischen Feldschneise und Vogelschneise in Mühltal, steht ein Schild. Auf diesem werben das Darmstädter Energieversorgungsunternehmen Entega und die hessische Landesbehörde Hessen-Forst für sich. Sie rühmen sich mit der durch sie initiierten anstehenden Pflanzung von neuen Bäumen dort zum angeblichen Wohle des Klimas. Die Vorgeschichte dieser seit Ende September des letzten Jahres 2021 eingeleiteten Aktion kennen nur wenige aufmerksame Beobachter.
Entega und Hessen-Forst pflanzen ihre Bäume in Mühltal auf zuvor von Rotbuchen bewachsenen Flächen. Diese Rotbuchen erfreuten sich bester Gesundheit. Einige von ihnen hatten zwar eine abgestorbene Baumkrone. Denn die letzten Dürrejahre machten ihnen zu schaffen. Dies ist aber kein Grund zur kompletten Fällung dieser Bäume. Denn generell können für Wege gefährliche Äste solcher Bäume mithilfe einer Hebebühne gezielt entfernt werden. So bleiben die Bäume überwiegend erhalten und schützen weiterhin das Kleinklima des Waldes.
Hessen-Forst fällte ab Anfang Oktober 2021 trotzdem dutzende teils gesunde Rotbuchen im hohen Alter mit schweren Maschinen zwischen Feldschneise und Vogelschneise. Seitens Hessen-Forst erfolgte dies zur Verkehrssicherung. Ein Großteil der gefällten Bäume wuchs aber gar nicht in unmittelbarer Nähe zu Wegen und konnte somit nicht zur Gefahr für diese werden. Es handelte sich hierbei also um eine Finte von Hessen-Forst. Die meisten Fällungen waren unter dem Aspekt der Verkehrssicherung nicht nötig. Ein Teil des Holzes der gefällten alten Rotbuchen wurde sogar zum Verkauf gekennzeichnet und anschließend abtransportiert. So krank können diese Bäume dann nicht gewesen sein.
Die nachfolgende Fällung von tausenden jungen Rotbuchen auf den drei Gebieten gab dem ehemals intakten Buchenwald den Rest. Warum wurden diese Bäume gefällt? Weil Hessen-Forst sich der Bekämpfung weniger dort gewachsener Traubenkirschen verschrieben hatte. Hierbei handelte es sich um ein sinnloses Unterfangen. Denn es waren dort mehr Rotbuchen als Traubenkirschen vorhanden. Die Zerstörung von etlichen jungen Rotbuchen durch den Einsatz von schweren Geräten war vorprogrammiert.
Junge Rotbuchen wurden dort also in Massen durch Hessen-Forst zerstört. Diese Bäume waren vital und wegen ihres jungen Alters weniger von Trockenheit und Hitze geplagt als die großen alten Buchen. Sie hätten demnach problemlos zur Verjüngung des Waldes dienen können.
Stattdessen pflanzen Entega und Hessen-Forst nun in gemeinsamer Kooperation tausende neue an den spezifischen Standort unangepasste Bäume aus Baumschulen an. Für jeden neuen Kunden spendiert Entega angeblich einen Baum. Wir von der Bürgerinitiative „Pro Walderhalt“ nennen dieses Verhalten Greenwashing. Denn im Zusammenhang mit den vorangegangenen Handlungen auf diesen drei Arealen im Mühltaler Wald ist dies Schönrederei.
Der Wald auf den besagten Gebieten in Mühltal brauchte ursprünglich keine gepflanzten Bäume. Denn es waren bereits reichlich Bäume vorhanden. Erst durch die Abholzung und Rodung der Gebiete wurden nachfolgende Pflanzungen notwendig. Entega und Hessen-Forst stellen hier die Feuerwehr dar, die das Feuer legt, um es im Nachhinein selbst zu löschen. Es ist eine PR-Aktion, mehr auch nicht. Die meisten Bewohner Mühltals durchschauen dieses Spiel. Wahrscheinlich ist für sie das Schild mit Entegas und Hessen-Forsts Eigenwerbung eher abschreckend als einladend.
Florian Held